Gruppenausstellung LUST
Was haben Himmel und Hölle gemeinsam?
Für die Eine ist es der Anblick eines Big Macs, für den Anderen das Tummeln auf der menschenvollen Tanzfläche, laute Musik, Sex oder der Zug an einer Zigarette.
Wir fühlen sie jeden Tag – manchmal überraschend aus dem Nichts, manchmal sich lange durch die Zeit quälend. Sie ist verheißende Wegbegleiterin, treue Seele, tiefster Abgrund und schlimmste Hölle. Ein Kaleidoskop der Gefühle: die Lust. Sie darzustellen, ihr ein Gesicht zu geben, birgt unendlich viele Möglichkeiten, residiert sie doch in jedem Leben in einem individuellen Abenteuer. Sie findet sich in Glücksmomenten und Hungerzeiten, auch im Alltag, in den kleinen Freuden des Lebens ist sie allgegenwärtig: im begierigen Lösen eines Kreuzworträtsels, im Genuss eines zweiten Schokoriegels, im Schwelgen einer geheimen Fantasie.
In der Gruppenausstellung „LUST“ erkennen und verkennen wir die menschlichste Komplexität, die höchste Freude, das schlimmste Tief. Sie ist unser Schicksal, das keine Rücksicht nimmt, uns bewegt und doch wieder im Weg steht. Zwischen vibrierendem Jazzklub, intimer Zweisamkeit und köstlichem Buffet geben sich hier unterschiedlichste künstlerische Positionen der Lust hin. Künstlerinnen und Künstler der Galerie machen sich auf die elektrisierende Suche nach der utopischen Lust und erlauben uns einen intensiven Einblick in die Momente, in denen sie sie gefunden haben. Ob in der tobenden Masse oder in der Schönheit des einsamen Selbst sind wir dazu eingeladen, dem wohl facettenreichsten Empfinden des Menschen nachzufühlen.
Denkt man an sie, scheint es so einleuchtend einfach die Frage nach dem Sinn des Lebens zu beantworten. Denn dort, wo sich das menschliche Sein trifft, wo alle Fäden zusammenlaufen, ist die Lust. Sie ist Appetit auf mehr, Egoismus und Scham, dreiste Ehrlichkeit, glückliche Befriedigung und unerfüllter Albtraum. Lust zu haben bedeutet, am Leben zu sein. Und genau darum geht es doch beim Mensch-Sein, oder?
– Sonja Gatterwe