Vladislava Yakovenko
Vladislava Yakovenko ist zweifellos noch auf der Suche nach ihrer kreativen Identität, sie zeigt sich aber schon ganz stark. Sie überdenkt die Erfahrungen der Avantgarde, ihre philosophischen Grundlagen und flechtet sie sehr organisch in den modernen Kontext, aber vermeidet dabei vorsätzliche Provokation und spektakuläre Szenen von contemporary art…
Alexandra Osadtscha, Kunstwissenschaftlerin.
VladislavaYakovenkowurde 1988 in Makeevka (Ukraine) geboren.
Sie absolvierte ihr Studium an der Donezker Kunstfachschule und studierte weiter an der Charkower Staatlichen Akademie für Design und Kunst (2007-2011), sowie an der Kiewer Fachhochschule für Kunsthandwerk (2011-2013).
Sie lebt und arbeitet in Bratislava, Solwakei, und Charkow, Ukraine.
Sie nimmt aktiv an internationalen Ausstellungen und Sozialprojekten, Pleinairmalerei teil.
06.2015 – Teilnahme am Internationalen Pleinair in Bratislava, Slowakei
07.2015 – Teilnahme an der Ausstellung in Galerie Paladium, Kharkow, Ukraine
10.2015 – Teilnahme an der Ausstellung Bach 2015 in Trnava, Slowakei
11.2015 – Teilnahme an der Kunstmesse Leipzig, Deutschland
01.2016 – Teilnahme an der Ausstellung Art Violiti in IHK Kiew, Ukraine
02.2016 – Personalausstellung im Hotel “Klub RVS” in Bratislava, Slowakei
06.2016 – Teilnahme an der Ausstellung der ukrainischen Maler in Bratislava, Slowakei
06.2016 – Concours international de peinture grand format en plain air Fourges , France. Auszeichnung Prix du Geant der Beaut-Arts
Metamorphosen der Avantgarde: Vladislava Yakovenko
Sehr oft bauen Lehrbücher für Kunstgeschichte ein ziemlich harmonisches Panorama der linearen Entwicklung diverser Kunststile und Kunstrichtungen vor uns auf. Darin versuchen sie, sie alle chronologisch darzustellen, eins nach dem anderen. Aber in dieses stark zusammengefasste Schema passen viele Nuancen in der Periodisierung der Kunstgeschichte nicht rein, solche wie z. B. die parallele Existenz der Gotik und der Entstehung der Renaissance, die gleichzeitige Herausbildung des Klassizismus und des Barocks, geschweige schon von der Verschmelzung verschiedener Strömen und Richtungen, die wir als „Avantgarde des 20. Jahrhunderts“ bezeichnen.
Es existiert aber ein alternativer Blick, der den ganzen Kunstprozess wie Schwankungen eines Pendels zwischen Hauptpolen in der darstellenden Kunst darstellt. Eine dieser globalen Oppositionen ist die Linearität / das Malerische des Bildes. Zwei berühmte Kunstwissenschaftler der Moderne – Hubert Damisch und Rosalind Krauss – untersuchten die Wechselwirkung der Abbildung und der Leinwandoberfläche in den Arbeiten der Künstler verschiedener Epochen. Jeder von beiden Wissenschaftlern äußerte sein eigenes Verständnis für das Wesen der Kunst; die Vereinigung ihrer Ideen ergibt ein ganzheitliches Bild der Pendelbewegung zwischen zwei formbildenden Konzeptionen – /Wolken/ (Erschaffung der Illusion der Tiefe und des Raums) und Gitter (Akzente auf der Abbildungsfläche).
Die junge ukrainische Malerin Vladislava Yakovenko strebt in ihrem Werk danach, eine Balance zwischen diesen zwei Methoden zu finden. Mimesis und Narrativik der akademischen Kunst sind für sie nicht zufriedenstellend. Und sie schlägt mit ihren Werken den gleichen Weg ein, den die Avantgardisten in den Jahren 1910-1920 durchgingen. Genau zu dieser Zeit versuchte die Malerei eine Antwort zu finden, was die Natur und die Einmaligkeit ihrer Sprache ausmacht. Dies führte zu einer radikalen Verschiebung der Akzente vom Motiv auf die visuelle Qualität des Gemäldes – die Künstler waren fasziniert von der absoluten Selbstgenügsamkeit des Aufbaus, der Oberflächenbeschaffenheit, der Farbe und verzichteten sich auf die Versuche, eine objektive Realität darzustellen, indem sie die Wichtigkeit eines eigenen Weltbildes verstanden.
Vladislava selbst weist auf den Zusammenhang zwischen ihren Werken und dem Suprematismus, obwohl sie eher der Ästhetik des Orphismus näher sind, das sich in der französischen Kunst 1910 entwickelte. Trotzdem die Prinzipen aus der Geometrisierung der Form und der betonten Ebenheit der Abbildung entlehnt sind, die für Malevich und seine Anhänger charakteristisch waren, schenkt die Malerin ihre allererste Aufmerksamkeit der Poetik der Farbe. Wie die Orphisten formt sie den Raum und variiert seine Tiefe und Dichte durch die Farbe, ihren Sättigungsgrad, ihre Kombination mit den anderen Kontrastfarben. „Der simultane Kontrast ist eine sichtbare Tiefe der Realität, der Form, der Konstruktion, des Bildes. Die Tiefe ist eine Inspiration der neuen Epoche“, schrieb Gründer des Orphismus Robert Delaunay in seinen Notizen.
Vladislava benutzt Verfahren der abstrakten Malerei in der Arbeit an Motivbildern. Sie zieht auf der Oberfläche Strich für Strich so eine Art eines malerischen Kristalls, ein Mosaik der reinen Formen und Linien groß, die alles in eine gewöhnliche Gestalt verbinden – Landschaft, Porträt, Aktkunst. Eine komplizierte und koloristische Lösung gibt den Bildern der Künstlerin eine bestimmte Dynamik, die für den heutigen Tag charakteristisch ist, und andersrum scheinen sie sich in einer schweren Zeit zu befinden. In einigen Werken sind die Spuren der Realität sehr fühlbar. Die Ereignisse der letzten Jahre, die in ihrer Heimat passieren und Vladislava unmittelbar betreffen, bewegten sie dazu, eine Reihe von Bildern zu schaffen, die sich der Revolution der Ehre und dem Krieg im Osten der Ukraine widmen. Sie sind in Kollagen-Technik ausgeführt – die Malerei vereinigt sich mit Fotos und Zeitungsausschnitten. Dies ermöglicht es, die Spannung, die Dramatik und tiefe innere Erlebnisse der Autorin zu übertragen.
Vladislava Yakovenko ist zweifellos noch auf der Suche nach ihrer kreativen Identität, sie zeigt sich aber schon ganz stark. Sie überdenkt die Erfahrungen der Avantgarde, ihre philosophischen Grundlagen und flechtet sie sehr organisch in den modernen Kontext, aber vermeidet dabei vorsätzliche Provokation und spektakuläre Szenen von contemporary art.