Hans-Hendrik Grimmling geb. am 13. Juli 1947 in Zwenkau bei Leipzig, Sachsen ist ein deutscher Maler. Nach Abitur und Armeedienst war er zunächst als Transportarbeiter, Bühnenarbeiter und Bühnenbildassistent tätig. Ab 1969 studierte er an der Hochschule für Bildende Künste Dresden, ein Jahr später wechselte er an die Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Dort war er u. a. Schüler bei Werner Tübke und Wolfgang Mattheuer. Nach dem Diplom 1974 war Grimmling drei Jahre lang Meisterschüler bei Gerhard Kettner an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Danach arbeitete er freischaffend als Maler in Leipzig. Grimmling war im Künstlerkreis „Tangente“ Mitinitiator des legendären 1. Leipziger Herbstsalons, einer halblegalen Ausstellung im Messehaus am Leipziger Markt 1984, die von den DDR-Behörden als „konterrevolutionär“ eingestuft wurde. Die Konsequenz und Folge war, dass drei Maler des „Herbstsalons“ die DDR verließen: Günter Firit, H.-H. Grimmling und Lutz Dammbeck. Grimmling reiste 1986 nach West-Berlin aus, wo er seither lebt und arbeitet. Ab 2001 lehrte er als Dozent an der Berliner Technischen Kunsthochschule, von 2006 bis 2017 als Professor.
Die Eröffnung der Ausstellung findet am 21.04.2023 um 18.00 Uhr statt.
Ausstellung HANS-HENDRIK GRIMMLING „WIDERSPENSTIGES BLÜHEN“, 21.04. – 20.05.2023
Sieht man durch ein Mikroskop, wartet da ein fantastisches Paradox: das Panorama ist intim, die reale Distanz enorm. In seiner Kunst wird Hans-Hendrik Grimmling zum Okular und seine Perspektive ist eindrucksvoll nah und physisch fern zugleich.
In der Ausstellung Widerspenstiges Blühen hat der Maler seine floralsten Werke versammelt. Doch bei seinen pflanzlich-impulsiven Arbeiten handelt es sich nicht um romantisch verkitschte Rosenblätter, bei Grimmling ist es der botanische Organismus, der im Vordergrund steht. Und auf ihn gewährt uns der Künstler einen rebellischen Blick: In einer distanzierten Detailaufnahme lässt er uns an der Intimität seiner vitalen Netzwerke teilhaben und entzieht sich zugleich einer eindeutigen Ausformulierung.
Das widerspenstige Blühen seiner Geflechte aus Ranken und Knospen erzählt von der Aufforderung zur Provokation, zu einer Haltung, die sich politisch und künstlerisch wehrt.
Einst in der Opposition zur Repression der DDR und ihrer Kunstdoktrin einer exklusiven Figürlichkeit konditioniert, steht Grimmling darüber hinaus für das Streben nach einem komplexeren Verständnis von Schönheit. Die hintergründige Metapher seiner widerstrebenden Natur spiegelt sich in den verschiedenen Formphasen und Zyklen: Seine organischen Muster erzählen mal von den kräftigen Strukturen eines Wurzelgeflechts, mal umfassen sie die fragile Beschaffenheit einer Blattfaser. Doch seine floralen Gebärden artikulieren auch Verletzlichkeit und Zerstörung, sprechen von der Hinderlichkeit, sich selbst im Weg zu stehen. Und davon, dass trotz der Füße, die uns am Boden verwurzeln, unser Leben aufstrebend wächst, nach oben, hin zum Licht.
Als Publikum dieser besonderen Fotosynthese verfolgen wir die Dynamik der lebendigen Strukturen des Künstlers und sehen den abstrakten Flechtwerken und Blättermustern beim Atmen zu.
Mit der Kunst von Hans-Hendrik Grimmling blicken wir tief in unser vitalstes Inneres und stellen fest: unsere Zellen teilen sich, unser Wachstum blüht widerspenstig – die Muster der Unendlichkeit wuchern in uns.
– Sonja Gatterwe
GALERIE FABRA ARS
DI–SA 11–18 UHR
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