Christian Bussenius
„Unverkennbar sind die Arbeiten von Christian Bussenius „neo-romantisch” „angeraucht”…“
1978 geboren in Magdeburg, lebt und arbeitet in Leipzig
2011 Meisterschüler Porf. Neo Rauch
2008 Diplom / Hochschule für Graphik und Buchkunst (HGB) Leipzig
2005-2008 Klasse Neo Rauch / HGB Leipzig
2002-2005 Klasse Prof. Arno Rink / HGB Leipzig
2002-2008 Studium Malerei/Graphik / HGB Leipzig
Christian Bussenius – Malerei der Neuen Leipziger Schule
Die Protagonisten werden bei Christian Bussenius bestens herausgeputzt, seien es Superheldenkostüme, Uniformen oder junge Anzugträger. Weibliche Akteure bleiben in der Unterzahl, obwohl sie vereinzelt in Nebenrollen auftreten. Die Figuren stehen in stattlicher Haltung, mehr oder weniger differenziert ausgearbeitet, mit all ihrem Tatendrang und ihrer Energie in einer verlorenen Szenerie. Wohin ihr männliches Potential lenken, wenn die Perspektiven ausbleiben oder die Bezugsgrößen fehlen? Inmitten karger Landschaften, gefährlichen oder dunklen Situationen lässt sie der Maler, mit oder ohne Begleitung eines Kompagnons, auf sich allein gestellt zurück. Beinahe als hätte er seinen Spaß am Verwirrspiel, wiederholt er die Konfrontationen zwischen Mensch und übermächtiger Kulisse immer wieder.Das Porträt YEAH [2013] hingegen zeigt große Freude, wie beim Erbeuten des Jackpots, dem großen Gewinn nach dem sich jeder sehnt – ob Frau oder Mann, ob Alt oder Jung, ob Arm oder Reich, egal welcher Herkunft. YEAH symbolisiert den Triumph eines möglichen gesellschaftlichen Außenseiters, der sich seinen Erfolg hart erarbeitete und nun verdient bejubelt. Anders ergeht es den erfolgsverwöhnten Superhelden in Bussenius Œuvre. Nach Kalendermonaten benannt, posieren diese Helden zwar in voller Montur, aber in doch eher peinlicher Haltung eines gescheiterten Idols: Mit Bierbauch oder mit mangelndem Selbstbewusstsein, ohne ihre gebührende glorreiche Attitüde der vergangenen Jahre.Unverkennbar sind die Arbeiten von Christian Bussenius „neo-romantisch” „angeraucht”, wie der Künstler 2013 im Interview mit Daniel Thalheim scherzt. Tatsächlich wechselte der HGB Student nach drei Jahren in der Klasse Prof. Arno Rink zu Prof. Neo Rauch und schloss auch sein Diplom und Meisterstudium bei letzterem ab. Nadine Albach charakterisiert Bussenius 2011 in der Klassenausstellung der Meisterschüler als Maler, der „bewusst die Brüche“ zwischen „Alten Meistern und Popkultur“ sucht. Unrecht hat sie damit nicht, denn die rätselhafte und ortlose Aura der qualitativen Gemälde und Landschaftsaquarelle sind eindeutig und liegen wohl am unumgänglich Einfluss des Leipziger Kunstkosmos: Fortschritt lässt die Messestadt wachsen und Wechselwirkungen der Kunststudenten untereinander kollidieren mit der traditionellen Malerei in Leipzig. Bussenius filtert all diese starken zeitgenössischen Eindrücke und lässt Bilder mit Esprit der Neuen Leipziger Schule entstehen.
Autorin: Katrin D. Herold M.A., Berlin, Juli 2014
Einzelausstellungen
2019: „Seitenwechsel“ Galerie fabra ars, Magdeburg
2016: „Elsterland“ Galerie Potemka, Leipzig
2014: „Unentwegt“ Galerie Potemka, Leipzig
2013 „Können wir“, Galerie Potemka, Leipzig
2011 „Gegenstück“ Potemka contemporary Art, Leipzig
2010 „Atlas“ Potemka contemporary Art, Leipzig
Gruppenausstellungen
2018: Leipziger Dreierlei, Galerie fabra ars, Magdeburg
2017: Opus Aquanett, Magdeburg, Wissenschaftshafen
2016: Mixtape, Mom Art Space, Hamburg
2015: 22. Leipziger Jahresausstellung, Westwerk Leipzig
2013 You are my Mirror Part Two: Boys, Galerie Potemka, Leipzig
2012 Salon de Beauté, Galerie Potemka, Leipzig
2011 „White Cube Dark Room Dirty Hands“ . Kokerei Hansa – Dortmund
2011 „After Limbo‘ Potemka contemporary art, Leipzig2010 „Solo Show“ Galerie Dinamika Pécs, Hungary
2010 „Magic Club Summer Group Show“ Potemka contemporary Art, Leipzig
2009 „Small world“, E 105 Bonn
2009 „Gesellschaftliche Verpflichtungen”, Reform-Galerie Leipzig2008 „Werkschau“, Werkschauhalle Spinnerei Leipzig
2008 Diplom . Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig
2007 „Hafen“, Pier 1 Leipzig
2007 „Landescape“, Stadtgalerie Grimma2006 „Primo piatto“, Galerie Leipziger Hof
2006 „Ein und Dasselbe“, ehem. Unibibliothek Leipzig
Sammlungen
SØR Rusche,
Museum of Art, Gwangju, South Korea
Malerei ist ein langsames Geschäft in schneller Zeit. Sie ist gründlich gegenüber dem oberflächlichen Stakkato der visuellen Sensationen, sie ist Entwicklungs- und Reflexionsprozess und kein Schnappschuss, und sie meint den Menschen. Er ist ihre Ursache.
Die Malerei von Christian Bussenius versteht sich in diesem Sinn. Sie schafft ihren menschlichen Figuren den Raum, den es braucht, um Rollen und Vorstellungen durchzuspielen und trägt mit jedem Schatten, jeder Haltung und Geste ihr Bedenken mit in das Bild, findet Ausdrücke für Allzumenschliches, Farben für Stimmungen und Formen für Narrative.
Seine gegenständliche Malerei konstituiert sich im Nach-Denken und Voraus-Denken. Hier ist der Künstler auch im besten Sinn Kundschafter und vorausgeschickt, um Lebensbedingungen abzusehen und Gefahren anzuzeigen – und damit ganz nebenbei ausgesetzt dem persönlichen Wagnis, das es bedeutet, Künstler zu sein.
Bussenius hat seinen Blick scharf gestellt auf junge Protagonisten, die fragend innehalten vor der nächsten Zukunft und hat sie in leisen Szenerien platziert, die diese angespannte Ruhe verdichten. Die Momentaufnahmen geben nahezu intime Einblicke, die der Maler als Beobachter ohne Stimme vertiefen und spürbar machen kann. Und hier gelingt die Verbindung aus der Wahrheit des Lebens mit künstlerischer Wahrhaftigkeit.
Bussenius malt an gegen Stereotypen und Urbilder. Das Peter-Pan-Syndrom ist verblasst, der Krieger nicht mehr salonfähig und junge Frauen leben Ansprüche, die dem weiblichen Element entwachsen sind. Was wäre, wenn man den Körper wegdenkt, wenn allein Seele und Geist den Menschen beschreiben? – Mann oder Frau wären nicht mehr tauglich als role models, es gäbe hunderte – oder gar keines mehr.
Diese Erfahrungen finden ihren Ausdruck auch in Bussenius’ Malweise und in seiner Bildsprache. Zur Transformation der Figurenwelten in die bildhafte Form fügt er Gegenständliches an abstrakte Farbflächen und hält so die sinnkonstituierenden Stillstände bewusst in der Balance zwischen Klarheit und Unsicherheit. Skizzenhafte Passagen und nahezu altmeisterlich ausführliche Malerei ergänzen sich auf den Leinwänden, lichtgetränkte, aquarellartige Passagen liegen hinter dichten Stellen mit erzählerischer Kompetenz. Zeichnerisches trifft auf kräftigen Farbauftrag und die bewusst gesetzten, freien Flächen werden zu expressiven Verstärkern ihrer Umgebung.
Jedes Werk ist im Kopf fertig, bevor der Farbauftrag auf der Leinwand beginnt. Konstruktivistische Planung und Berechnung gibt es bei Bussenius kaum, der Künstler kann sich auf seine Erfahrung verlassen – und auf eine im besten Sinn romantische Selbstbestimmung: Wahrheit liegt in der Natur der Dinge und des Menschen, sie bewährt sich im Ausblenden von Einflüssen und fremden Erwartungen und verlangt, von allem anderen abzusehen und bei sich zu sein im Malprozess. Es ist im besten Sinn authentische Malerei, die das kann: sich ein Bildnis machen vom Menschen.
© Dr. Tina Simon
https://artefactae.wordpress.com/2016/06/10/der-malerei-verpflichtet-christian-bussenius-blickte-ins-elsterland/